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Alles über's sitzen, aber wirklich!

Sitzen auf dem Rad ist eine Herausforderung. Wir zeigen Dir konkret, was das Dilemma ist und helfen Dir anhand Deiner Symptome Deinen Problemtyp zu bestimmen. Daran orientiert zeigen wir Dir Lösungen - die teils gar nicht am Equipment festzumachen sind. Ein kleines Einmaleins und weiterführende Links runden diesen Blogbeitrag ab.

Wir sitzen mit gut 50% unseres Körpergewichts auf einer Fläche von 2 Visitenkarten und haben bei einer 3-stündigen Fahrt aus der Tretbewegung heraus rund 15.000 Lastwechsel im Sitzbereich

SITZEN AUF DEM RAD - SO SIEHT DAS DRUCKBILD NACH ENDE EINER MESSUNG AUS

Im Bild siehst Du das Ergebnis einer Sitzdruckmessung mit unserem elektronischen Gebiomized Messsystem. Mit dem Messsystem können wir im Wesentlichen 3 Dinge ermitteln:

  • Die Verteilung des Drucks auf dem Sattel und damit auch die Fläche auf der Du sitzt. Das sind im Bild die farbigen Flächen.
  • Die Höhe des Drucks, angezeigt durch unterschiedliche Farben im Bild, blau-grün bedeutet weniger Druck, gelb-orange-rot dagegen mehr.
  • Die Gesamtlast die auf dem Sattel ankommt (das ist im Bild nicht ersichtlich).

 

Auf Basis dieser Referenzpunkte kann man nun sagen: Wird nicht so einfach mit dem Sitzen, denn Du hast eine hohe Last (im Mittel 50% des Körpergewichts) auf dem Sattel und sitzt auf einer kleinen Fläche (im Mittel 120 cm², das sind grob 2 Visitenkarten).

dilemma

SITZEN AUF DEM RAD - SO SIEHT DAS DRUCKBILD WÄHREND EINER MESSUNG AUS

Im Video siehst Du das Druckverhalten während einer Sitzdruckmessung. Für gewöhnlich betrachtet man nur das Ergebnis nach einer Messung, welches sich aus den Druckmittelwerten über den Messzeitraum ableitet. Dieses "Mittelwertbild" liefert schon wesentliche Erkenntnisse, zeigt aber nicht eine der größten Herausforderungen beim Sitzen:

Ständige Druckwechsel, und zwar mit jeder Pedalumdrehung. Im Video ist sehr schön zu sehen, dass im Tretzyklus rechts und links der Druck zu- und wieder abnimmt.

Erklären lässt sich dies über die vertikale Auslenkung des Beckens (Kippen) mit jeder Tretbewegung. Diese führt dazu, dass im Zyklus einmal links und dann rechts nahezu die gesamte Last in nur einem Teil des Sitzbereichs anfällt.

Das ist im Video gut ersichtlich, die temporären Druckmaxima sind deutlich höher als bei dem obigen Druckbild, das als Mittelwertberechnung nach einer Messung entstanden ist. Damit haben wir "versteckte" Druckmaxima, in sehr regelmäßigem Abstand, die ob ihrer Höhe, aber vor allem Häufigkeit durchaus herausfordernd sind.

ES KANN FUNKTIONIEREN - 3 GRUNDSÄTZLICHE MERKMALE EINES GUTEN DRUCKBILDS

Der Druck entsteht nur an den richtigen Stellen. Im Bild siehst Du, dass sich zwei Druckflächen ausbilden, diese im hinteren Teil des Sattels auftreten und in der Mitte des Sattels gar kein Druck entsteht.
Der Druck ist in seiner Höhe begrenzt. Im Bild finden sich keine roten Flächen mit lokalen Druckmaxima größer als 850 Millibar. 850 Millibar haben sich bei unseren Messungen als sehr guter Richtwert für guten Sitzkomfort auch bei langen Touren bewährt. Aber merke: Das ist der Mittelwert nach einer Messung, während der Tretbewegung sind die Werte höher.
Die Fläche, auf der sich die Last verteilt sollte so groß wie möglich sein. Im Bild siehst Du, dass sich der Druck gleichmäßig im hinteren Teil des Sattels verteilt, dort wo die größte Fläche vorhanden ist. Das ist wichtig, da Last geteilt durch Fläche gleich Druck ist und der soll in Grenzen gehalten werden.

Um das Sitzen noch ein wenig anspruchsvoller zu machen sitzst Du mit einer Körperregion auf dem Rad, die dafür nur in einem kleinen Rahmen geeignet ist. Du schwitzst, Du bewegst Dich, kurzum Du musst Deine Hausaufgaben gut machen!

VOM DILEMMA ZU DEINEN SYMPTOMEN

Sitzen auf dem Rad ist anspruchsvoll. Das ist nun klar. Es liegt also nicht an Dir, dass das Sitzen nicht oder nicht immer gut funktioniert. 

Du hast jetzt in groben Zügen gelernt was die Herausforderungen sind und wie Du anhand eines Druckbildes erkennen kannst ob das Sitzen funktionieren kann.

In der nächsten Rubrik zeigen wir Dir verschiedene "Problemtypen" und die dazugehörigen Symptome. Die gezeigten Symptome können alleine oder aber auch in Verbindung mit den anderen im "Problemtyp" genannten auftreten.

Damit kannst Du Dich einfach "einkategorisieren" und sobald Du Deinen Problemtyp gefunden hast zu den Lösungen springen.

Bei einigen Problemtypen wirst Du überrascht sein, dass ohne die nachhaltige Lösung Deines Problems Dir kein Equipment dieser Welt helfen wird. Die Lösung des Problems ist nämliche die Grundvoraussetzung für gutes Sitzen.

Und nun viel Spaß beim Schmökern und Knobeln.

symptome

SYMPTOME:

  • Je nach Terrain, Strecke und Dauer bekommst Du früher oder später im Schritt Taubheitsgefühle
  • Fährst Du viel und oft, hast Du immer wieder an der selben/ den selben Stellen im vorderen Schrittbereich entzündete oder offene Stellen

hier geht's zur Lösung

 

DEIN DRUCKBILD:

Im Vergleich zum optimalen Druckbild fallen bei Dir zwei massive Störfelder auf. Erstens entsteht in der Mitte des Sattels Druck und zweitens ist dieser in dem betrachteten Areal über den Grenzwerten. 

Der Druck in der Mitte führt zu einer Beeinträchtigung der Nervenbahnen im Damm, je nach Grad führt dies zu unterschiedlichen Taubheitsgefühlen im Schritt.

Die erhöhten Druckwerte, speziell in diesem Bereich, der durch starke Bewegung gekennzeichnet ist, führen zu einer überproportionalen Hautbelastung (Reibung und Druck). Dies äußert sich schnell in wunden Stellen.

SYMPTOME:

  • Du merkst mit fortschreitender Fahrdauer, dass im vorderen Sitzbereich die Haut zunehmend pikst, zippelt, schmerzt. Du kannst auch 1-2 Tage später, ohne Rad gefahren zu sein, noch die Problemzone spüren/ lokalisieren
  • Fährst Du viel und oft, hast Du im vorderen Sitzbereich ständig mit Hautproblemen und entzündeten bis wunden Stellen zu kämpfen

 

hier geht's zur Lösung

 

DEIN DRUCKBILD:

Betrachtest Du das optimale Druckbild fällt auf, dass bei Dir der Bereich, in dem Du sitzt, wesentlich weiter vorne auf dem Sattel ist, die belastete Fläche deutlich kleiner ausfällt und die lokalen Druckwerte sehr hoch sind.

Ursache Deines Problems sind ganz klar die zu hohen Druckwerte. Diese, speziell in diesem Bereich, der durch starke Bewegung gekennzeichnet ist, führen zu einer überproportionalen Hautbelastung (Reibung und Druck). Dies äußert sich schnell in wunden Stellen.

Der Grund weshalb Zeitfahrer oder auch Triathleten mit einer vergleichbaren Position auf dem Sattel klarkommen ist schnell erklärt: Durch die Nutzung des Aerolenkers verlagert sich ein Großteil des Körpergewichts dahin, auf dem Sattel kommt dann wenig Gewicht an. Diese geringere Last kompensiert die kleine Fläche, sodass der Druck im Rahmen bleibt.

 

SYMPTOME:

  • Du empfindest das Sitzen mit zunehmender Fahrdauer als unangenehm, weil die "Sitzknochen" schmerzen
  • Du kannst diesen Schmerzen mit Fahren im Wiegetritt lindern
  • Der Schmerz klingt binnen 1-2 Tagen nach einer längeren Fahrt, im Rahmen einer Pause, ab
  • Im Frühjahr mit noch wenig Radkilometern ist der Schmerz stärker und langanhaltender, mit zunehmender Saisondauer tritt eine Gewöhnung ein

 

hier geht's zur Lösung

 

DEIN DRUCKBILD:

Nimmst Du das optimale Druckbild, scheint der Unterschied gar nicht so groß. Du sitzt symmetrisch auf einer ausreichend großen Fläche und hast in der Mitte des Sattels keinen Druck. Allerdings sind die lokalen Druckmaxima am Sitzbein (rote Flächen) deutlich über dem Grenzwert. Dieser zu hohe Druck verursacht Deine Schmerzen.

SYMPTOME:

  • Die erste Stunde auf dem Rad empfindest Du als sehr komfortabel. Mit zunehmender Dauer wird der Schmerz an den "Sitzknochen" immer stärker
  • Der Schmerz vergeht, trotz Pause, nicht innerhalb von 1-2 Tagen sondern hält sich hartnäckig mehrere Tage
  • Der Schmerz zeigt sich fernab vom Rad, insbesondere beim Sitzen auf verhältnismäßig weichen Unterlagen (Sofa, Autositz etc.)

 

hier geht's zur Lösung

 

DEIN DRUCKBILD:

Sieht auf den ersten Blick perfekt aus. Sehr symmetrisch, große Fläche, kein Druck in der Mitte und sehr niedrige Druckwerte. Was nun? Bei Deinen Symptomen ist die Diagnose klar, Du hast eine entzündete Knochenhaut am Sitzbein. Diese entsteht durch Scherkräfte, die an der Knochenhaut zerren. Das Zerren entsteht durch ein zu tiefes Einsinken des Sitzbeins in eine ungünstige Polsterung von Hose und Sattel.  Der Druck wird dadurch sehr gut verteilt, dennoch entsteht dieses Problem - kurios.

SYMPTOME:

  • Du merkst mit fortschreitender Fahrdauer, dass im Sitzbereich die Haut an einzelnen oder verschiedene Stellen zunehmend pikst, zippelt, schmerzt. Du kannst auch 1-2 Tage später, ohne Rad gefahren zu sein, noch die Problemzone spüren/ lokalisieren/ hast Rötungen
  • Fährst Du viel und oft, hast Du im Sitzbereich ständig mit Hautproblemen und entzündeten bis wunden Stellen zu kämpfen
  • Trainierst Du länger ohne Pausen, stellen sich im Sitzbereich Hautirritationen wie Pickelchen, Pickel oder gar Furunkel ein

 

hier geht's zur Lösung

 

DEIN DRUCKBILD:

Unauffällig. Eigentlich sogar optimal. Allerdings sind Deine Probleme nicht im Druck zu suchen. Bei Dir trifft schlichtweg ein Übermaß an Reibung auf ein geschwächtes Hautmilieu.

lösungen

PLATZ DA!

Die Lösung für Dich ist ganz einfach und doch so schwer.

Deine Probleme entstehen durch eine ungenügende Sitzhaltung. Konkret dreht sich Dein Becken, wie im Bild dargestellt, zu weit nach vorne. Damit geht einher, dass nun im Dammbereich der Freiraum zum Sattel verschwindet und Du diesen empfindlichen Bereich quetschst - präziser die Nervenbahnen unter Druck setzt. Dies führt zu Taubheitsgefühlen.

Mit dieser Vorwärtsrotation des Beckens verlagerst Du zudem die Zone zur Gewichtsablastung auf eine geringere Fläche im vorderen Teil des Sattels, dort entsteht nun überproportionaler Druck der in Verbindung mit der Reibung (hier ist auch noch viel Bewegung) zu Hautschwächungen führt.

Diese ungünstige Vorwärtsrotation des Beckens kann verschiedene Gründe haben.

DIE 3 HÄUFIGSTEN GRÜNDE FÜR EINE VORWÄRTSROTATION DES BECKENS

DU SITZT ZU HOCH. Je höher Du den Sattel stellst, desto weiter entfernst Du Dich vom Lenker (horizontal und vertikal). Ab einem gewissen Punkt kannst Du das aus dem Rumpf nicht mehr kompensieren, Du lässt Dich "lang ziehen" und Dein Becken kippt nach vorne ab
DU SITZT ZU LANG. Ist Dein Rahmen-Oberrohr, Dein Vorbau zu lang oder Deine Sattelposition zu weit nach hinten gerückt, wirst Du unweigerlich, weil es Dich wiederum "lang" zieht, mit dem Becken nach vorne abkippen
DU SITZT ZU AGGRESSIV. Ist Deine Überhöhung zwischen Sattel und Lenker zu groß, wirst Du Dein Becken in einer nicht ausreichend aufrechten Position halten können, es kippt nach vorne. Tour de France-Fahrer haben diese Position ihr Leben lang geübt und trainiert, für den Normalo ist das nur selten machbar

LÖSUNG

Einfach ist die Lösung, weil Du mit wenigen Handgriffen am Rad:

  • die Sitzhöhe verringern kannst
  • die Länge über einen kürzeren Vorbau oder ein Nach-Vorne-Schieben des Sattels reduziert bekommst
  • und den Höhenunterschied zwischen Sattel und Lenker auf ein angemessenes Niveau mit ein paar Spacern oder dem Drehen des Vorbaus bekommst

 

Mit diesen Maßnahmen, am besten in kleinen, vorsichtigen Schritten sollte es Dir gelingen einen guten Beckenwinkel zu erreichen. Ohne diesen "vernünftigen" Beckenwinkel wird Dir kein System (Sattel oder Hose) dieser Welt bedeutende Linderung verschaffen.

Die Schwierigkeit bei diesen vermeintlich einfachen Justierungen ist allerdings unsere Gewohnheit. Du hast vermutlich schon unzählige Stunden in Deiner bisherigen Position auf dem Rad zugebracht und wirst Änderungen zuerst als unangenehm wahrnehmen und bisweilen trotz angepasster Maße zu einem nach vorne kippenden Becken neigen. Hier gilt: Übung macht den Meister und nachdem Du die Ursache des Problems kennst, kannst Du nun ganz anders reagieren.

Bei Veränderung am Rad-Setup solltest Du immer nur an einer Stellschraube (z.B. Sattelhöhe) drehen und dann beobachten wie Du zurechtkommst. Wenn Du unsicher bist empfehlen wir Dir einen Bikefitter (vgl. Linkliste) zu konsultieren.

Eine weitere Lösungsmöglichkeit, die die Symptome mildert bzw. behebt, ohne in das Rad-Setup einzugreifen, sind spezielle Sättel mit sehr großen Aussparungen in der Mitte oder aber "Stufen". In unserer Linkliste findest Du hierzu ein paar Referenzen.

 

ZEITFAHREN WAR GESTERN

Um Dein Problem zu beheben, sind nur wenige Handgriffe und ein wenig Übung notwendig.

Da Dein Problem aus einer falschen Positionierung auf dem Sattel resultiert - Du sitzt zu weit vorne, musst Du sicherstellen, dass Du eine stabile Position im hinteren Teil des Sattels (der für optimales Sitzen gemacht ist) findest.

Bei manchen Fahrern reicht schon das Wissen über diese Notwendigkeit, um den gewünschten Effekt zu erzielen, vielleicht musst Du aber auch kleine Korrekturen im Rad-Setup machen, die es Dir ermöglichen auf der "optimalen Sitzzone" zu sitzen. Das können sein:

  • Veränderung der horizontalen Sattelposition (nach vorne)
  • Verkleinerung der Sitzhöhe und der Sitzlänge, ganz ähnlich wie beim vorigen Problem

 

Bei Veränderung am Rad-Setup solltest Du immer in kleinen Schritten vorgehen und wenn Du nicht sicher bist einen Bikefitter (vgl. Linkliste) konsultieren. 

 

KOMFORTABEL GEPOLSTERT

Du hast zu viel Druck am Sitzbein. Das ist wohl eines der häufigsten Probleme und mit ein wenig Veränderung beim Equipment einfach zu beheben.

3 ANSÄTZE ZUR VERRINGERUNG DES DRUCKS

DU PASST DIE POLSTERUNG IM SYSTEM AN. Im System heißt, dass Du entweder die Hosen- oder aber die Sattelpolsterung so anpasst, dass die entstehende Last besser verteilt wird. Besser verteilt heißt, dass das Sitzbein angemessen in die Polsterung einsinken kann, sich dabei die Auflagefläche vergrößert (durch Nutzung des umgebenden "Sitzfleischs") und so die Druckwerte akzeptabel werden. Achte darauf, dass Du vor allem den Sattel nicht zu weich wählst, sonst kannst Du Probleme mit Scherkräften an der Knochenhaut bekommen. Der einfachste und kostengünstigste Weg ist sicher die Anschaffung einer Radhose mit einem hochwertigen, straffen Polster. Funktioniert das nicht, solltest Du zum Sattel übergehen und ein Modell mit etwas weicherer/ dickerer Polsterung ausprobieren.
DU VERGRÖSSERST DIE AUFLAGEFLÄCHE. Da Dein Problem zu große lokale Druckmaxima sind, ist es sehr sinnvoll einen Sattel mit einer flächenmäßig größeren "Sitzzone" zu wählen, der gleichzeitig ein angemessenes Einsinken in die Polsterung ermöglicht. Bei gleichbleibender Last (Dein Körpergewicht verändert sich ja nicht) entsteht nun weniger Druck. Mittlerweile bieten viele Sattelhersteller ihre Sättel in unterschiedlichen Breiten und damit variierenden Größen der Auflagefläche an. Wie bei allen Anpassungen im System empfehlen wir Dir auch hier in kleinen Schritten (in Bezug auf die Sattelbreite) vorzugehen.
DU SORGST FÜR FLEXIBILITÄT. Und zwar am Sattel. Zu Beginn, beim Sitzdilemma, hatten wir Dir gezeigt, dass mit jeder Tretbewegung aufgrund der Beckenauslenkung Druckwechsel entstehen. Wenn Du diese Druckwechsel "mechanisch" mit dem Sattel abfedern kannst, ist Dir ein enormer Komfortzugewinn garantiert. Achte beim Kauf von Sätteln entweder auf eine gute Flexibilität der Sattelschale oder ein System im Sattelgestell, das Bewegungen aufnehmen kann.

SCHERKRAFT ELIMINIERT

Obwohl Dein Problem sehr unangenehm ist, ist die Lösung doch sehr einfach. Du muss sicherstellen, dass Du nicht mehr so tief in das "ungünstige" Polstersystem (aus Sattel und Hose) einsinkst. 

Der einfachste Weg ist aus unserer Sicht einen hochwertigen, strafferen, d.h. härteren Sattel zu montieren, da Scherkräfte nahezu ausschließlich von der Sattelpolsterung verursacht werden. Dies kann zu Beginn für Dich ungewohnt sein und evt. ein wenig Gewöhnung brauchen. In Abhängigkeit der Härte des gewählten Sattels musst Du evt. zusätzlich bei Deiner Hose "nachjustieren" damit Dein Gesamtsystem die für Dich richtige Druckentlastung bietet.

Das klingt komplizierter als es ist, wenn Du unsicher bist, kontaktierst Du am besten einen Bikefitter für eine Satteldruckmessung.

GLATT WIE EIN BABYPOPO!

Du hast den Druck auf dem Sattel gut im Griff, aber hast ein Problem mit der Reibung, die während des Fahrens entsteht.

Reibung entsteht, wenn sich zwei Oberflächen relativ zueinander bewegen. Dass sich beim Sitzen und Pedalieren auf dem Rad Oberflächen, nämlich Deine Haut und das Material, auf dem Du sitzt, relativ zueinander bewegen, ist unvermeidlich.  Als Konsequenz musst Du versuchen, dass Deine Haut keinen Schaden nimmt.

REIBUNGSOPTIMIERTE HOSE. Achte beim Kauf einer neuen Hose darauf, dass der Sitzbereich möglichst glatt ist, d.h. dass z.B. das Sitzpolster so eingenäht ist, dass die Naht nicht aufträgt und die Kanten des Polsters weich und nicht scharfkantig sind. Vorteilhaft ist auch, wenn das Sitzpolster selber eine verhältnismäßig glatte und homogene Oberfläche hat. Hosennähte sollten, wenn nicht verdeckt, möglichst weit vom Sitzbereich entfernt sein. Und ganz wichtig: Die Hose darf nicht zu groß sein, sonst kann sie nicht ausreichend Spannung für den präzisen Halt des Polsters aufbringen und selbiges geht auf Wanderschaft.
STABILES HAUTMILIEU. Nur wer eine gesunde, gepflegte Haut im Sitzbereich sicherstellt, hat eine Chance auf stressfreies Sitzen. Dies gelingt, vor und nach der Fahrt über adäquate Körperhygiene. Während der Fahrt ist vor allem wichtig, die Haut so wenig wie möglich aufweichen zu lassen (denn dann ist sie sehr empfindlich), das lässt sich am besten sicherstellen in dem man die Hose/ das Polster so atmungsaktiv wie möglich wählt. Pflegende Produkte, wie z.B. Sitzcreme runden das Paket ab.
VERBESSERTES GESAMTSYSTEM. Damit im wahrsten Sinne alles richtig flutscht, ist es wichtig, dass Du auf dem Sattel gut "rutschen" kannst. Jegliche "Bremser" wie gestickte Applikationen, raues Sattelmaterial etc. werden Dir ein erhöhtes Maß an Reibung im System bescheren, da die Hosenoberfläche quasi am Sattel fixiert wird und Du mit Deinem vergleichsweise empfindlichen Reibpartner (der Haut) die gesamte Relativbewegung mitmachst. Überlass das doch einfach dem Sattel und der Hose.

MIT DIESEN 3 HEBELN BEKOMMST DU REIBUNG IN DEN GRIFF

einmaleins

DIE RICHTIGE WAHL DER HOSE

Wie bereits erwähnt, muss die Hose passen. Das heißt, sie muss ausreichend Zug für einen präzisen Halt des Sitzpolsters aufbringen können. Als Faustregel gilt: Beim ersten Anziehen einer neuen Hose muss diese einen zu engen Eindruck machen. Eine neue Hose, die sich sehr komfortabel anfühlt (in Bezug auf die Weite) wird sehr schnell unbequem, weil die Hose schnell nicht mehr genug Spannung aufbauen kann.

Schon im Neuzustand längen sich die Stofffasern während des Tragens, springen dann nach Ausziehen und Waschen aber wieder zurück.

Mit fortschreitendem Gebrauch der Hose wird dieser Rücksprung immer schwächer. Grund dafür ist, dass das in der Stofffaser verarbeitete Elastan (ein elastisches Material, das der Hose ihre Dehnfähigkeit verleiht) immer schwächer wird. Das ist ein normaler Abnutzungsvorgang bedingt durch die mechanische Belastung, UV-Licht und Waschen.

Dieser Vorgang bedeutet auch, dass selbst die besten Radhosen in der korrekten Größe irgendwann nicht mehr ausreichend Spannung aufbauen und gegen eine neue getauscht werden sollten.

Immer wieder sind wir über die Frage erstaunt, ob eine Radhose mit Unterwäsche gefahren werden soll. Klare Antwort: NEIN. Normale Unterwäsche ist nicht für die Anforderungen des Sitzens auf einem Fahrrad optimiert, weder in Schnittführung noch Material. Trägst Du normale Unterwäsche, gefährdest Du die ausgeklügelte Funktionsweise einer Radhose.

DIE KORREKTE PFLEGE

Die Herausforderungen beim Sitzen sind groß und ein stabiles Hautmilieu ist sehr wichtig.

Vor der Fahrt ist es durchaus sinnvoll, Dich im Sitzbereich mit einer milden Seife/ Duschlotion o.ä. zu waschen. Gehst Du auf eine längere Tour, oder bist per se sehr empfindlich für Reibung, empfehlen wir eine Sitzcreme, die die Haut stärkt und schützt sowie gut einzieht. Die Sitzcreme solltest Du dünn auf die betroffenen Hautstellen auftragen und nicht dazu nutzen, dick das Sitzpolster "einzukleistern". Wir mögen die ilon Protect Creme, Link findest Du am Ende des Beitrags. Nutzt Du jetzt eine frisch, bei 40 Grad gewaschene, Radhose hast Du gute Voraussetzungen für eine sorgenfreie Fahrt.

Nach der Fahrt wiederholt sich die Prozedur. Für Dich ist Körperhygiene angesagt, gerne ergänzt um Pflegeprodukte Deiner Wahl und die Hose geht in die Wäsche. 

ARBEIT WÄHREND DER FAHRT

Gönn Dir "Sitzpausen" während Deiner Fahrt. Sitzpausen können recht unterschiedlich, aber dennoch sehr effektiv sein. Immer wieder im Stehen zu fahren, ist z.B. ein einfaches und probates Mittel.

Hast Du ein gutes Körpergefühl kannst Du auch ab und zu die Position auf dem Sattel wechseln, oder den Beckenwinkel verändern, damit nutzt Du leicht unterschiedliche Sitzzonen und sorgst so für Entlastung.

Und solltest Du Lust auf einen Kaffee-Stop haben, nur zu, hebt die Laune und verschafft Dir eine wohlverdiente "Radsitzpause".

ÜBUNG MACHT DEN MEISTER

Wie bei so vielem, wirst Du diverse Dinge für Dich ausprobieren müssen. Dabei gilt immer: In kleinen Schritten arbeiten, Reaktionen beobachten und dann weitermachen. 

Startest Du im Frühjahr in eine neue Saison, gilt für Dein Sitzfleisch dasselbe wie für Deine Beine. Beide brauchen Training. Training bedeutet, dass Du die Umfänge und die Zeit auf dem Rad langsam steigerst und Dir zwischendurch auch immer wieder Pausen gönnst. Zur Hochsaison im Sommer wirst Du so mit Deinen Beinen und Deinem Sitzfleisch die reinste Freude haben.

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