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Was gummierte Beinabschlüsse an Radhosen machen?!

Wer kennt sie nicht, die vielfältigsten Gummierungen am Beinabschluss unserer kurzen Radhosen. Welche es gibt, warum sie überhaupt da sind, was Vor- und Nachteile sind und ob es möglicherweise auch ohne gehen kann, erklären wir Dir in diesem Beitrag.

GUMMIERUNG GIBT ES IN VIELFÄLTIGER FORM

Gummierung am Beinabschluss sehen wir unterschiedlichsten Formen. In diesem Beitrag beschränken wir uns auf die drei Formen, die im Markt am gängigsten sind.

Die einfachste und kostengünstige Variante ist die Verwendung eines bereits vorgummierten elastischen Bandes, das als Beinabschluss aufgenäht wird. In einem industriellen Prozess wird das Band mit unterschiedlichsten Geometrien wie z.B. einzelnen großen Punkten, mehrzeiligen Punktereihen, gewellten, oder geraden Längslinien, Querlinien oder gar Herstellerlogos beschichtet. Das Beschichtungsmaterial variiert dabei, wobei es immer das Ziel ist eine „rutschhemmende“ Wirkung aufzubauen.

Bei höherwertigen Produkten, die aus free-cut-fähigen Stoffen gefertigt sind – d.h. sie können einfach abgeschnitten werden und fransen dennoch nicht aus – sehen wir oft Gummierungen, die direkt auf den Stoff am Beinabschluss aufgebracht sind. Dabei gibt es grundsätzlich zwei Verfahren. Einmal werden gummierte Transfers mit einer Heißpresse „aufgebügelt“ oder aber wird die Gummierung im Direktdruck (meistens im Siebdruckverfahren) aufgebracht.

Sehr selten kommen Gummierungen vor, die direkt in den Stoff eingearbeitet sind. Hier wird bei der Stoffherstellung in gewissen Zonen ein „Gummifaden“ eingebracht, der dann dort die erwünschte „rutschhemmende“ Wirkung aufbaut. Das Verfahren ist deshalb recht selten, weil es einen enorm hohen Aufwand bei der Planung und Verarbeitung der Hosen erfordert und demzufolge sehr teuer ist.

DIE TRETBEWEGUNG IST DER ÜBELTÄTER

Die Antwort auf die Frage an die Radhosenhersteller, warum nun so ein Aufwand am Beinabschluss getrieben wird, ist immer dieselbe: Damit das Hosenbein nicht nach oben rutscht. Das passt zu 100%, denn ein nach oben rutschendes Hosenbein sieht nicht nur unschön aus, sondern führt auch zu Stoffanhäufungen in der Beinbeuge, die durchaus reiben können.

Sieht man sich die Tretbewegung in der Abbildung an, so erkennt man, dass in der Beugephase über dem Po sich die Strecke am hinteren Teil der Hose verlängert (blauer Pfeil). Ein Teil dieser Verlängerung wird durch die Elastizität des Hosenmaterials kompensiert. Da die Hose am Beinabschluss, nicht wie am Bundabschluss über die Träger fest fixiert ist, überträgt sich ein Teil dieser Streckung auf das „lose“ Ende am Beinabschluss. Dieses beginnt dann je nach „Stärke“ der Fixierung (über die Gummierung und ausreichend Anpresskraft) langsam in Richtung der wirkenden Kraft (roter Pfeil in der Abbildung) zu wandern oder auch nicht, wenn die Fixierung stark genug ist.

DAS KÖNNEN GUMMIERTE ABSCHLÜSSE GANZ GUT

Dass in herkömmlichen Radhosenkonstruktionen gummierte Beinabschlüsse sinnvoll sind, ist unzweifelhaft.

Um die Funktionsweise dieser Abschlüsse zu erklären, braucht es nun ein wenig Physik. Damit nichts rutscht, muss die Haftreibungskraft, die durch den Abschluss generiert wird, größer sein als die Zugkraft, die auf den Abschluss wirkt. Die Entstehung der Zugkraft hatten wir im vorigen Abschnitt geklärt. Die Haftreibungskraft ist das Produkt aus Normalkraft und Haftreibungszahl.

Die Normalkraft siehst Du in der Abbildung als blauen Pfeil, bei einem Beinabschluss nimmst Du diese als Spannung wahr, je mehr der Beinabschluss spannt, desto stärker drückt dieser auf Deinen Oberschenkel und desto höher ist die Normalkraft.

Nun zur Haftreibungszahl. Sie hängt von den Oberflächen der betrachten Körper ab (rot in der Abbildung), also bei uns der „Gummierung“ des Abschlusses und der Haut am Oberschenkel. Schafft man es also eine in Verbindung mit der Haut sehr stark „rutschhemmende“ Gummierung aufzubringen und sorgt dafür, dass diese großflächig am Abschluss aufgebracht ist, bekommt man eine sehr gute = hohe Haftreibungszahl.

Bringt man jetzt noch genügend Spannung auf den Abschluss (und erzielt so eine hohe Normalkraft) bekommt man in der Gleichung für die Haftreibungskraft einen Wert, der mit hoher Wahrscheinlichkeit die entstehende Zugkraft übersteigt. Das wiederum heißt, dass Dein Abschluss sicher dort bleibt, wo er sein soll.

UND DABEI SIND SIE WENIGER GUT

Aus dem im vorigen Abschnitt beschriebenen Funktionsprinzip eines gummierten Beinabschlusses lassen sich unmittelbar dessen Nachteile ableiten. Um ausreichend Haftreibungskraft zu erzeugen, braucht es ein gutes Produkt aus Normalkraft und Haftreibungszahl.

Wollen wir die Normalkraft vergrößern müssen wir mehr Zug auf den Abschluss bringen, das allerdings trägt sich nicht sehr angenehm und sieht mitunter auch unvorteilhaft aus, wenn nämlich der Abschluss in den Oberschenkel einschneidet.

Ähnlich ist es, wenn die Haftreibungszahl erhöht werden soll. Damit das funktioniert, braucht es eine ganze Menge „gummiartiges“ luft- und flüssigkeitsundurchlässiges Material auf Deiner Haut. Vor allem im Sommer kann das mit der Zeit unangenehm werden, jucken und manchmal sogar Reizungen hinterlassen.

Manche Hersteller erreichen einen guten Kompromiss aus Normalkraft und Haftreibungszahl und so nur eine geringe Einschränkung beim Tragekomfort, bei anderen wiederum gelingt das nicht so gut und der Tragekomfort ist definitiv eingeschränkt.

GEHT ES AUCH OHNE?

Betrachtet man das Wirkprinzip des Beinabschlusses, nämlich eine Haftreibungskraft aufzubauen, die größer ist als die dort entstehende Zugkraft, könnte man sich schon einmal die Frage stellen, ob man hier nicht nur an einem Symptom herumdoktert…und man vielleicht nicht besser das ursächliche Ereignis ansehen sollte. Wir denken schon. Die über den hinteren Teil der Hose entstehende Zugkraft lässt sich nämlich über Anpassungen im Schnitt der Hose beeinflussen. Wenn das in ausreichendem Maße gelingt, kann komplett auf Gummierung und stark spannende Beinabschlüsse verzichtet werden. Aus Komfortsicht ein Traum. Mal sehen…

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