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NÄHTE BEI RADHOSEN, WAS IST DAS BESTE?

In diesem Beitrag schauen wir uns ganz genau an, was eine Radhose zusammenhält, welche Anforderungen es gibt und wie diese gelöst werden können. Zum Schluss besprechen wir Vor- und Nachteile und sagen was wir denken am besten ist.

SO HÄLT EINE RADHOSE ZUSAMMEN

Damit eine Radhose gut und dauerhaft auf dem Rad sitzt, müssen einige Anforderungen erfüllt sein. Diese hatten wir in diesem Beitrag besprochen. Eine der Anforderungen, die für diesen Beitrag Relevanz hat, ist, dass die Hose ausreichend Spannung aufbaut und gut in Position bleibt.

Schnitttechnisch lässt sich das erreichen, indem man aus einem Puzzle an speziell entworfenen Schnittteilen und Materialien eine dreidimensionale Hülle kreiert, die genau diese Anforderung erfüllt. Obwohl wir in den letzten Jahren deutliche Fortschritte beim Material hatten, ist es immer noch notwendig eine gewisse Anzahl an Schnitteilen für eine Hose zusammenzufügen, wenngleich nicht mehr so viele wie noch vor 10 Jahren. Und nun sind wir auch schon beim Thema, dem Zusammenfügen dieser Schnitteile.

Landläufig spricht man beim Fügen von Textilien von Nähten, darum bleiben wir bei diesem Begriff, auch wenn wir später in diesem Beitrag über Fügeformen sprechen, die nicht im klassischen Stil genäht sind.

DAS MÜSSEN DIE NÄHTE KÖNNEN

Die Anforderungen an die Nähte einer Radhose sind vielfältig.

Die offensichtlichste Anforderung ist, dass die Nähte haltbar sind. Klingt auf jeden Fall logisch und scheint für Dich vielleicht trivial. In der Realität ist das aber gar nicht so einfach. Die Nähte sind einer großen Belastung ausgesetzt, weil sie sowohl Quer- (90 Grad zur Naht) als auch Längsdehnung (entlang der Naht) über viele Kilometer und die entsprechenden An- und Ausziehprozeder aushalten müssen, ohne selbst kaputtzugehen, oder den Stoff zu beschädigen.

Damit direkt in Zusammenhang stehend, dürfen die Nähte die Funktion der Hose nicht einschränken. Als deutlichste Einschränkung sehen wir dabei eingeschränkte Längselastizität von Nähten. Gute Hosendesigns funktionieren im Gesamtpaket nur dann, wenn die Längselastizität der Naht sehr nahe oder sogar gleich groß wie die Elastizität der zusammengefügten Stoffteile ist. Ein gutes Beispiel, warum es auch Längselastizität in Hosen braucht findest Du hier.

Selbstverständlich sollen die Nähte so ausgeführt sein, dass nichts scheuert, drückt oder in sonstiger Form unangenehm ist.

Zuletzt soll die Hose natürlich auch gut aussehen. Bei der Frage was nun gut ist scheiden sich die Geister, unterschiedliche Nahtformen erzeugen unterschiedliche Optiken nach außen. Das zeigen wir Dir im nächsten Absatz. Manche Nähte siehst Du nach einer Radfahrt auch noch als Abdruck auf Deinen Beinen, hier musst Du entscheiden wie wichtig das für Dich ist…nach kurzer Zeit ist der Spuk völlig unmerklich so oder so vorbei.

DIESE NAHTFORMEN GIBT ES

Die häufigste Fügeform für Radhosen ist nach wie vor das gute alte Nähen. Das funktioniert nur in Handarbeit, mit geeigneten, richtig eingestellten Maschinen, die mit den korrekten Nadeln und dem richtigen Faden bestückt sind. Hier liegt auch schon der Hund begraben, zwei Nähte an unterschiedlichen Produkten, die für Dich augenscheinlich gleich sind, können, wenn bei einem Exemplar nicht sorgfältig auf die obigen Parameter geschaut wurde, deutliche Unterschiede aufweisen und somit die vorher genannten Anforderungen besser oder schlechter erfüllen.

EINFACH UND GUT, DIE OVERLOCKNAHT

In der Abbildung siehst Du links das Nahtbild von außen und rechts das Nahtbild von innen. Die Overlocknaht findet nicht nur bei Radhosen, sondern auch in vielen anderen Textilprodukten Anwendung. Der Grund ist simpel. Es lassen sich verhältnismäßig hohe Nähgeschwindigkeiten realisieren, die notwendigen Maschine sind recht unkompliziert und bei richtiger Umsetzung sind die Nähte für viele Einsatzbereiche sehr gut geeignet.

DIE FLATLOCKNAHT IST FLACH

Bei der Flatlocknaht sieht man kaum einen Unterschied zwischen dem Nahtbild außen und innen. Die Flatlocknaht wird vor allem in textilen Anwendungen verwendet wo man ein flaches Nahtbild haben möchte. Die Maschinen sind in der Handhabung vergleichsweise einfach und vor allem in asiatischen Fertigungen weitverbreitet.

IM MARKT ETABLIERT: FÜGUNG MIT THERMOPLASTISCHEN KLEBERN

Das älteste und am häufigsten eingesetzte Verfahren bei der alternativen Fügung. Hier wird zwischen die Stofflagen ein thermisch aktiviertes Klebeband eingebracht, welches die Verbindung herstellt. Die Maschinen sind am Markt gängig und werden vor allem im Unterwäschebereich auch bei großen Stückzahlen eingesetzt. Wie Du in der Abbildung erkennen kannst, ist die Naht komplett flach und optisch von innen und außen gleich.

GANZ OHNE KLEBER: ULTRASCHALL GESCHWEIßT

Das Ultraschallschweißen ist bei Funktionstextilien ein Verfahren, das schon deutlich weniger oft verwendet wird, als das Fügen mit thermoplastischen Klebern. Bei dem Verfahren werden die Stofflagen verschweißt, d.h. über einen Ultraschallkopf wird der Stoff selbst punktuell aufgeschmolzen und stellt beim Abkühlen eine Verbindung her. In der Abbildung siehst Du genau diese punktförmigen Verbindungen entlang der Naht, sie funktionieren ganz ähnlich wie eine klassisch genähte Verbindung, in der der Faden die Verbindung herstellt.

GANZ NEU AM MARKT: GEFÜGT MIT NICHTTHERMOPLASTISCHEN FLÜSSIGEN KLEBERN

Die Naht in der Abbildung sieht gleich aus wie die Fügung mit thermoplastischen Bändern. Mit dem Unterschied, dass der Kleber flüssig eingebracht wurde und der Nähvorgang stark maschinell kontrolliert wurde. Das Verfahren wurde bisher bei Radhosen noch nie eingesetzt und befindet sich derzeit in der Markteinführung.

VOR-UND NACHTEILE DER EINZELNEN NAHTFORMEN

Damit Du es ein wenig leichter hast, haben wir aus unserer Sicht die für Dich relevanten Vor- und Nachteile der einzelnen Fügeformen zusammengefasst.

Overlocknaht

 

Vorteile:

  • Exzellente Längselastizität bei korrekter Maschineneinstellung
  • Sehr gute Stabilität und Dauerhaltbarkeit bei korrekter Einstellung
  • Reduziertes und elegantes Nahtbild nach Außen

 

Nachteile:

  • Trägt nach Innen etwas auf, wenn gut ausgeführt dennoch kaum spürbar

 

Flatlocknaht

 

Vorteile:

  • Liegt komplett flach, ist kaum spürbar
  • Sehr gute Stabilität und Dauerhaltbarkeit bei korrekter Einstellung

 

Nachteile:

  • Eingeschränkte Längselastizität, kann Funktion einer Radhose beeinträchtigen
  • Nahtbild ist etwas in die Jahre gekommen, ist prominent sichtbar

 

Fügung mit thermoplastischen Klebern

 

Vorteile:

  • Liegt komplett flach, ist nicht spürbar
  • Wenn korrekt ausgeführt mit guter Längselastizität
  • Sieht sehr gut aus

 

Nachteile:

  • Stabilität und Dauerhaltbarkeit ist bei elastischem Material wie Radhosenstoff eingeschränkt

 

Ultraschall geschweißt

 

Vorteile:

  • Liegt komplett flach, ist nicht spürbar
  • Wenn korrekt ausgeführt mit guter Längselastizität
  • Sieht sehr technisch und modern aus

 

Nachteile:

  • Stabilität und Dauerhaltbarkeit bei dünnen und elastischen Materialien eingeschränkt

 

Gefügt mit nichtthermoplastischen flüssigen Klebern

 

Vorteile:

  • Liegt komplett flach, ist nicht spürbar
  • Hervorragende Längselastizität
  • Ausgezeichnete Stabilität und Dauerhaltbarkeit
  • Sieht sehr gut aus

 

Nachteile:

  • Am Markt noch nicht etabliert, Maschinen extrem teuer

UND WAS IST NUN DAS BESTE?

Zum jetzigen Zeitpunkt ist unser Favorit die gute alte Overlocknaht. In Bezug auf Funktion und Haltbarkeit ist sie bei korrekter Maschineneinstellung unschlagbar. Zudem erzeugt sie nach Außen ein sehr zurückhaltendes, elegantes Nahtbild. Für uns lässt sich so der kleine Lapsus, dass die Overlocknaht nach Innen ein wenig aufträgt problemlos verschmerzen.

Für uns ist die einzig echte Konkurrenz das Fügen mit nichtthermoplastischen, flüssigen Klebern. Jedoch ist das Verfahren ganz neu am Markt, hat auch noch seine Kinderkrankheiten, die Maschinen sind sehr teuer, kann aber Nähte produzieren die es in jeglicher Dimension mit der Overlocknaht aufnehmen können und dabei noch komplett flach sind. Da bleiben wir für Dich dran!

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