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WIEVIEL MUSS EINE RADHOSE KOSTEN?

Die Spanne bei Radhosenpreisen ist mittlerweile gigantisch. So gibt es im Frühjahr beim Discounter schon mal was für 20 Euro und gleichzeitig rufen etablierte Hersteller für ihre Topmodelle inzwischen mehr als 300 Euro auf. Warum das so ist, wie sich die Kosten bei Radhosen zusammensetzen und warum es sich lohnt ein paar Euro mehr zu investieren, erfährst Du in diesem Beitrag.

VERNÜNFTIGE RADHOSEN KOSTEN IHR GELD

Wie bei vielem anderen, gilt auch bei Radhosen die alte Weisheit: Wer billig kauft, kauft zweimal. Wie schon in vorigen Beiträgen hier erläutert, sind die Anforderungen an Radhosen im Einsatz enorm. Damit sie diesen Anforderungen gerecht werden können, darf bei der Entwicklung nicht geschlampert werden, das Material sollte für den Zweck passen und die Fertigung muss sauber arbeiten. Et voilà fertig ist eine vernünftige Radhose. Wie das im Einzelnen aussieht, zeigen wir Dir in den nächsten Abschnitten dieses Beitrags.

DER ENTWICKLUNGSAUFWAND IST ENORM

Auch wenn die meisten Hersteller oft „nur noch“ von bestehenden Modellen ausgehend neue Produkte weiterentwickeln, ist dies ein großer Aufwand. Das System einer vernünftigen Radhose hat eben unter allen Bedingungen zu funktionieren. Damit das gelingt, müssen z.B. beim vermeintlich einfachen Wechsel des Hosenmaterials verschiedenste Dimensionen betrachtet werden: Wie ist die Dehnfähigkeit des Materials? Garantiert sie weiter den gewünschten Sitz der Hose, schränkt sie die Bewegung nicht ein, trägt sie sich bequem? Nach wie vielen Waschzyklen ist ein ausreichender Zug immer noch gegeben? Hält das Material seine Farbe? Wie schnell wird es dünn? Falls Applikationen aufgebracht werden, sind diese mit dem neuen Material kompatibel, halten sie dauerhaft? Lässt sich das Material gleich verarbeiten oder müssen beim Nähen andere Nadeln, Fadenarten oder Sticheinstellungen verwendet werden…etc. etc.…und hier haben wir nur über eine Weiterentwicklung und die Modifikation des Stoffs gesprochen…Bei Neuentwicklungen ist der Aufwand für Labor und Praxistests dementsprechend ungleich größer, sodass am Ende, sofern eine Hose seriös entwickelt wird, eine Menge Stunden stehen, die sich natürlich im späteren Verkaufspreis wiederfinden.

GUTES MATERIAL KOSTET SEIN GELD

Wir hatten in einem vorigen Beitrag bereits das Thema Hosenmaterial beleuchtet (hier). Dort konnten wir sehen, dass es erhebliche Unterschiede bei den Materialien gibt, sowohl in der Funktion als auch im Preis. Dasselbe gilt für die restlichen Komponenten des Systems Radhose. Vorrangig das Sitzpolster, aber auch Abschlüsse und Trägerlösungen. Hat man in der Entwicklung sauber gearbeitet und investiert man hier sinnvoll und mit Augenmaß lässt sich ein vernünftiges Radhosenpaket zum guten Preis schnüren – vorausgesetzt die Verarbeitung passt. Und damit sind wir beim nächsten Abschnitt.

DIE VERARBEITUNG IST AUFWÄNDIG

Die Produktion von Radhosen ist auch heute noch reine Handarbeit, die ein sehr hohes Maß an Fingerfertigkeit verlangt, ganz gleich welche Verarbeitungsart gewählt wird (wenn es Dich interessiert, welche Nahtformen es gibt, dann schau hier). Der Grund dafür ist, dass die Schnittteile um eine optimale Funktion zu bieten, teils mit engen Radien und gegenläufigen Bögen versehen sind, was in Verbindung mit dem schwer zu greifenden und elastischen Material die Arbeit anspruchsvoll und vergleichsweise langsam macht. Will man also eine vernünftige Radhose produzieren, muss man diese Zeit investieren und zusätzlich immer wieder Kontrollpunkte setzen, um sicherzustellen, dass die Fertigungsqualität gleich bleibt.

REALISTISCHE PREISE, MARKETING UND ANKERPREISE: WAS IST DA LOS?

Bisher haben wir nur den Aufwand der Radhosenfertigung inklusive Entwicklung betrachtet. Daraus abgeleitet kann man sagen, dass vernünftige Radhosen im kleinen zweistelligen Eurobereich nicht machbar sind, egal in welcher Menge und wo sie gefertigt werden. Für Radhosen mit Trägern im Einstiegssegment, die schon vernünftig funktionieren und „sauber“ produziert wurden muss man aus unserer Sicht mittlerweile um und bei 100€ investieren.

Nun haben wir im Markt ab 100€ immer noch eine enorme Spanne bis zu Preisen jenseits der 300€. Sehr vereinfacht kann man diese Spanne wie folgt unterteilen:

100-200 und ein paar Euro:

Hier tummelt sich so allerhand, von wirklich sehr gut gemachten Produkten mit herausragendem Material, Verarbeitung und Funktion bis hin zu Hosen, bei denen man aus Textilsicht sagen muss, dass man ein sehr durchschnittliches Produkt kauft, welches über seinen erhöhten Preis wohl Margenanforderungen bedient, die auf eine enorme Gemeinkostenbasis schließen lassen. Zum Beispiel für Marketing, Vertriebsmodelle, Gewinnerwartungen usw. usf. Wie Du erkennen kannst, dass in diesem Segment die Hose ihr Geld wert ist, zeigen wir Dir im nächstfolgenden Blogbeitrag.

200 plus bis ins Nirwana:

Kosten Hosen von der Stange (individuell anpassbare Modelle ausgenommen) deutlich mehr als 200€ muss man, wiederum aus einer Herstellkostensicht, auch bei aufwändigster Entwicklung und auskömmlichen Margen sagen, dass hier andere Gesetze für den Preis gelten. Was bezahlst Du also in diesem Segment? Zuerst einmal ein meist doch sehr gutes Produkt. Danach, das was Du bereit bis für eine bestimmte Marke auszugeben und „oben raus“ na ja Luft bei der Preisgestaltung des Herstellers im Portfolio. Nennt sich Ankerpreis und ist in vielen Branchen mittlerweile üblich und funktioniert so: Man nimmt sein Top-Produkt, überhöht den „eigentlichen“ Preis aus der Produktkalkulation deutlich und schafft so, auch wenn man von diesem Produkt gar nicht viel verkauft, eine sehr hohe Referenz für die restlichen (und günstigeren) Produkte, die man dann auch etwas über ursprünglicher Kalkulation anbieten kann. Clevere Leute in der Industrie…

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