Stephan: Wenn ich Dir so zuhöre klingt das alles recht entspannt und das Leiden hält sich in Grenzen, kaum zu glauben…
Sandra: Naja, ganz so ist es nun nicht. Am schwierigsten ist es für mich glaube ich im Vorfeld, da traue ich es mir nicht zu. Einmal auf dem Rad wird es dann oft besser. Aber natürlich gibt es auch unterwegs Phasen wo es schwierig ist, dann mache ich Musik an und versuche in Streckenabschnitten zu denken, also: Ich habe jetzt schon so und so viel geschafft, wenn ich mit dem nächsten Anstieg fertig bin, habe ich schon X Prozent der Hälfte der Höhenmeter usw. usf.
Stephan: Das kann ja aber nicht alles sein. Für mich als Unsupported-Laien wären Essen/ Trinken, Wachbleiben und dann auch mal zur Ruhe kommen gefühlt echt große Herausforderungen. Ich habe mal eine Reportage über Christoph Strassers (x-facher Gewinner des Race Across America) Teilnahme beim Transcontinental (rd. 4000 km von Belgien nach Bulgarien) gelesen, dort meinte er, dass er während der 6 Tage quasi nur von Cola und Snickers gelebt hätte.
Sandra: Snickers sind nicht so meins, mir schmeckt Mars besser, aber eher nachts, da ist es kühler, tagsüber schmilzt das zu schnell weg. Aber meine Strategie ist da nicht groß anders, ich versorge mich meist an Tankstellen und Supermärkten, da kann man nicht so wählerisch sein. Für mich funktionieren weiche Fertigsandwiches und Joghurtdrinks, und vor allem Gummibärchen - die veganen von Katjes gehen gut. Wenn es nicht so heiß ist, gibt’s auch mal Mars. Und für die Abwechslung salzige Nüsse, Cracker, Chips, so ich es denn runter bekomme. Nachts gönne ich mir schon mal eine Cola, die hält wach und enthält Zucker. In meine Trinkblase habe ich Wasser mit Kohlehydratpulver und wenn ich welches habe darf es auch mal ein koffeinhaltiges sein. Insgesamt fällt mir Essen aber oft schwer bei diesen Events. Dieses Jahr beim Seven Serpents habe ich deshalb mal was Neues probiert und die Erinnerungsfunktion meines Garmin-Radcomputer genutzt. Der Edge hat mich so regelmäßig daran erinnert, zu essen. So viel Kalorien, wie er mir angezeigt hat, habe ich zwar nicht geschafft aber manchmal half es schon, mich zu überwinden und nochmal eine Hand voll Nüsse oder Gummitiere in den Mund zu stopfen.
Stephan: Lacht, naja gesund klingt das nicht, aber ich verstehe es, Du brauchst halt leicht verdauliche und schnell verfügbare Kalorien, ein Rohkostsalat ist da fehl am Platz. Aber wenn Du jetzt doch mal Draußen Pause machst, für ein paar Stunden im Schlafsack oder Deinen Daunenklamotten? Ich zum Beispiel friere in meinen Radklamotten dann doch recht schnell…
Sandra: Es muss schnell gehen, man muss es schaffen, noch warm zu sein, wenn der Schlafplatz aufgebaut ist. Unter meine Daunenhose und Isolationsjacke ziehe ich gern eine Leggings und ein Langarmshirt, damit ich nicht so an mir selbst klebe. Die Kombi aus Jacke und Daunenhose ist zum warm bleiben tatsächlich ein Game Changer, das habe ich wieder bei einer Bikepacking-Tour im Winter gemerkt. Ich kombiniere Schlafsack mit Daunenhose und -jacke. Und am Morgen schlüpfe ich aus dem Schlafsack, bin aber immer noch warm verpackt und kann meinen Krempel zusammenpacken. Erst ganz am Ende werden Hose und Jacke eingepackt.
Meine Radklamotten ziehe ich zum Schlafen aus, damit etwas Luft gerade an den Sitzbereich kommt. Zusätzlich schmiere ich bei Bedarf am Abend ein wenig Zinksalbe auf den Sitzbereich, um Hautirritationen vorzubeugen - ich habe welche aus der Babyabteilung aus der Drogerie.