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Was man aus elektronischen Sitzdruckmessungen herauslesen kann

Wir haben schon dann und wann in diesem Blog über elektronische Sitzdruckmessungen gesprochen. Daher ist es nun Zeit, das Thema etwas auszuführen. In diesem Blogbeitrag erläutern wir wie eine elektronische Sitzdruckmessung funktioniert und was sich aus den gewonnenen Daten für das Sitzen auf Deinem Rad ableiten lässt.

NUR IN SITU SIND ECHTE SITZDRUCKMESSUNGEN SINNVOLL

Bevor wir in diesen Beitrag so richtig einsteigen wollen wir kurz klären, was für uns eine „echte“ Sitzdruckmessung ausmacht und natürlich, was „in situ“ bedeutet.

Eine „echte“ Sitzdruckmessung zeichnet sich dadurch aus, dass sie ein sehr exaktes Bild des Sitzdrucks an der Schnittstelle zwischen Dir und dem Fahrrad ermittelt. Um von Messung über Analyse zur Maßnahmendefinition zu kommen, muss dieses Bild sowohl die Lage als auch die Höhe des Drucks beinhalten. Zu Druck und Lage erfährst Du in den nächsten Abschnitten mehr.

„In situ“ bedeutet, dass die Messung möglichst nahe DEINER Realität auf dem Rad ist. Das klingt erstmal ein wenig kryptisch, ist aber ganz einfach. Zielführend ist für uns eine Sitzdruckmessung nur, wenn:

  • Sie auf Deinem Rad...
  • mit Deinem gewohnten Sitzsetup (Hose + Sattel)…
  • in Radschuhen…
  • mit Deiner präferierten Haltung am Lenker…
  • und am besten auch noch mit definierter Trittfrequenz + Leistung stattfindet

 

Alles andere ist für uns Kaffeesatzleserei.

DAS STATISCHE SITZDRUCKBILD IST DER START FÜR DIE ANALYSE

Macht man nun solch eine Sitzdruckmessung entsteht im ersten Schritt ein buntes Bild wie Du es in der Abbildung siehst. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen wollen wir Dir erklären, wie es zu diesem Bild kommt und warum es ein sehr guter Start für die Analyse ist.

Bei elektronischen Sitzdruckmesssystemen sind eine Vielzahl kleiner Drucksensoren in einem Sattelüberzug verpackt. Setzt Du Dich nun auf diesen Sattelüberzug und die Messung beginnt, registriert das System in definierten Zeitabschnitten (der Messfrequenz) für jeden Sensor den Druck und speichert diesen. Am Ende der Messung wird der gesamte Datensatz verarbeitet und einer Datenbank gesichert. Um ein Druckbild wie in der Abbildung zu generieren, wird bei den meisten Systemen pro Sensor das arithmetische Mittel aller Messwerte im Zeitverlauf gebildet und dann zur Visualisierung ausgegeben. Zum einfacheren Verständnis sind im Druckbild keine Werte ausgegeben, sondern die Werte in Farben übersetzt. So sind wiederum bei den meisten Systemen „kühlere“ Farbtöne wie blau und grün meist mit geringeren Druckwerten assoziiert und „wärmere“ mit höheren. Hier lohnt aber in jedem Fall der Blick auf die Farbskala, die Druckwerte Farben zuordnet. Wo der Druck im Bild anfällt (die Lage) ergibt sich schlicht aus der Anordnung der Sensoren im Sattelüberzug.

Neben dem statischen Druckbild lässt sich in den meisten Systemen das Verhalten des Drucks auch dynamisch darstellen. Dann werden im Takt der Messfrequenz die in Farben übersetzten Druckwerte visuell ausgegeben. Die Betrachtung der dynamischen Messung zur Analyse ist allerdings wesentlich seltener als die statische und wird vornehmlich nur in sehr herausfordernden Problemstellungen genutzt. Schön anzuschauen ist sie aber allemal und zeigt, dass Sitzen eine wirklich dynamische Angelegenheit ist, auch wenn der landläufige Wortsinn anderes suggeriert.

DIE HÖHE DES DRUCKS IST DIE EINE ZU BETRACHTENDE GRÖSSE

Dass die Höhe des Drucks einen Einfluss auf Dein Sitzen hat, ist klar. Auch wenn im Druckbild die Höhe des Drucks meist in Farben übersetzt ist, so gilt es aus unserer Erfahrung gewisse Grenzwerte im Auge zu behalten. Bei Sitzdruckmessungen hat sich die Ausgabe der Höhe des Drucks in mBar etabliert. Dabei entsprechen z.B. 1.000 mBar 10 Newton pro Quadratzentimeter (damit lastet rund 1kg auf dieser Fläche). Betrachten wir unsere Messreihen der vergangenen Jahre, so zeigt sich, dass Probanden bis zu Maximalwerten im Bereich von 800-900 mBar lange und gut sitzen können. Jedoch nur, wenn eine gewisse Gewöhnung an das Sitzen besteht und wenn derartige Druckwerte im Bereich des Sitzbeins vorkommen und sonst nirgends im Druckbild. Und damit sind wir schon bei der Lage des Drucks.

DIE LAGE DES DRUCKS DIE ANDERE

Könnten wir nur einen Parameter optimieren, Höhe oder Lage des Drucks, würden wir immer die Lage präferieren. Wiederum mit Blick auf unsere Messungen aus der Vergangenheit kann man konstatieren, dass die überwältigende Mehrzahl der Sitzprobleme aufgrund ungünstiger Lage des Drucks entstehen. Der Grund hierfür ist die heterogene „Druckverträglichkeit“ Deiner „Sitzzone“. So kommst Du zum Beispiel im Bereich des Sitzbeins mit durchaus hohen Druckwerten klar (für manche sind selbst Werte >1.000mBar kein Problem), in anderen Arealen wie dem Damm jedoch führen selbst geringste Druckwerte zu Problemen (u.a. Taubheitsgefühle). Dazu kommt, dass dauerhaft gutes Sitzen nur funktioniert, wenn Du mit Deiner fürs Sitzen geeigneten Zone (dem Sitzbein) im Sweet-Spot des Sattels sitzt. Das ist ebenso eine Frage der Optimierung der Lage. Was es mit dem Sweet-Spot auf sich hat, erklären wir Dir in einem der folgenden Blog-Beiträge.

VIELERLEI TYPISCHE PROBLEME LASSEN SICH AUS DIESEN GRÖSSEN ERKENNEN

Eine „echte“ in Situ Druckmessung, die durch einen erfahrenen Experten durchgeführt wird, kann die allermeisten Sitzprobleme direkt identifizieren und liefert über gezielte Fragestellung des Experten auch Hinweise für exotischere Probleme (wie z.B. eine entzündetet Knochenhaut am Sitzbein) die dem Druckbild nicht unmittelbar zu entnehmen sind. Direkt identifizierbare Probleme sind beispielsweise zu hoher Druck am Sitzbein, Druck am Damm, Positionierung außerhalb des Sweet-Spots usw. Wichtig dabei ist, dass der Experte mit Dir eine Rückkopplung ausgehend von Deinen Symptomen zu den „erkannten“ Problemen herstellt. Nur so lässt sich zielgenau Dein Sitzen verbessern.

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